Volksantrag „Ländle leben lassen“: Erste Bewertung fällt positiv aus

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Die Initiative „Ländle leben lassen“ wurde vor etwa zwei Monaten gestartet und erhält mittlerweile große Unterstützung von Naturschutz- und Landwirtschaftsverbänden. Gemeinsam setzen sie sich für den Schutz der Landschaft in Baden-Württemberg ein und fordern von der Landesregierung entschlossene Maßnahmen gegen den anhaltenden Flächenfraß. Die Tatsache, dass bereits die Hälfte der benötigten Unterschriften gesammelt wurde, zeugt von der Wirksamkeit dieser Initiative und dem breiten Interesse an einem nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen.

Meilenstein erreicht: Hälfte aller Unterschriften gesammelt

Das Bündnis für den Volksantrag „Ländle leben lassen“ zieht eine äußerst positive Zwischenbilanz nach dem Start am 28. April. Mit bereits über 20.000 eingegangenen Unterschriftenblättern bei der zentralen Sammelstelle hat das Bündnis einen bedeutenden Meilenstein erreicht, indem es mehr als die Hälfte der erforderlichen Unterschriften gesammelt hat. Sylvia Pilarsky-Grosch, die Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg, würdigt das engagierte Wirken der Mitglieder, die aktiv an Veranstaltungen, Informationsständen und zentralen Sammelstellen teilgenommen und dadurch eine starke Unterstützung für den Antrag aufgebaut haben.

Gerhard Bronner, der Vorsitzende des Landesnaturschutzverbandes (LNV), hebt hervor, dass das Bewusstsein für den Flächenverbrauch in der Öffentlichkeit positiv gestärkt wurde. Er ermahnt dazu, auch über den Sommer hinweg aktiv zu bleiben, um ein deutliches Zeichen zu setzen und den Bedarf an dringenden Lösungen aufzuzeigen.

Hans-Benno Wichert, Vizepräsident des Landesbauernverbandes (LBV), unterstreicht die Bedeutung einer vielfältigen Ansprache, um Menschen für die Ziele des Volksantrags zu gewinnen. Neben großen Veranstaltungen sollten auch alternative Plattformen wie Wochenmärkte, Hofläden und persönliche Kontakte genutzt werden, um auf den massiven Flächenverbrauch aufmerksam zu machen. Wichert betont, dass es notwendig ist, dieses Thema in verschiedenen Kontexten anzusprechen und nicht nur dann, wenn es unmittelbare Auswirkungen vor Ort gibt.

Der Verlust von wertvollen Ackerflächen und Wiesen hat ernsthafte Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerung. Bernhard Bolkart, der Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV), betont, dass jeder verlorene Hektar durch Flächenfraß unsere Fähigkeit zur inländischen Lebensmittelproduktion beeinträchtigt und uns zunehmend abhängig von Importen macht. Dies führt zu Herausforderungen in Bezug auf die Ernährungssicherheit und die ökonomische Stabilität unseres Landes, wodurch die Notwendigkeit betont wird, dieser Entwicklung entgegenzuwirken und nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken zu fördern.

Die steigende Zustimmung der breiten Bevölkerung zu den Herausforderungen des Flächenverbrauchs spiegelt sich auch in der zunehmenden Unterstützung für die Initiative „Ländle leben lassen“ wider. Der Volksantrag wird mittlerweile von 22 Kooperationspartnern unterstützt.

Der Landesjugendring Baden-Württemberg ist ein neuer, aber bedeutender Akteur im Umweltschutz, der sich eng mit den Forderungen des Volksantrags identifiziert. Bereits im Jahr 2021 haben die Jugendverbände in ihrem Positionspapier zur Nachhaltigkeit klare Ziele formuliert, darunter die Erhaltung und Förderung von Regenerationszonen, Entsiegelungen und die Schaffung von Flächen, die Insekten und der Natur zugutekommen. Der Schutz der Natur für Kinder, Jugendliche und zukünftige Generationen steht im Mittelpunkt ihrer Bemühungen, wie von Dominik Nawratil, Vorstandsmitglied des Landesjugendrings Baden-Württemberg, betont.

Juliane Vees, die Präsidentin des LandFrauenverbandes Württemberg-Hohenzollern, unterstreicht die uneingeschränkte Unterstützung der LandFrauenverbände für den Volksantrag. Sie betont, dass die zunehmende Versiegelung von Flächen im gesamten Land eine Bedrohung für die Zukunft der Landwirtschaft darstellt und auch Auswirkungen auf Familien und die Gesellschaft insgesamt hat. Die LandFrauenverbände setzen sich daher aktiv für Maßnahmen ein, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und nachhaltige Lösungen zu fördern.

Die Erhaltung fruchtbarer landwirtschaftlicher Böden steht im Fokus des Engagements der LandFrauen, die seit vielen Jahren aktiv daran arbeiten, den Flächenverbrauch einzudämmen. Der LandFrauenverband Württemberg-Baden e.V. setzt sich dafür ein, durch gezielte Maßnahmen und Sensibilisierungskampagnen eine nachhaltige Nutzung der Böden zu fördern. Präsidentin Marie-Luise Linckh betont die langjährigen Bemühungen der LandFrauen in diesem Bereich und deren Bedeutung für die Umwelt.

Nachhaltigkeit in Gefahr: Flächenverbrauch in Baden-Württemberg

Die Umwandlung unbebauter Natur in Siedlungs- und Verkehrsflächen in Baden-Württemberg ist ein zunehmendes Problem, das im Widerspruch zu den Zielen des Koalitionsvertrags von 2021 steht. Die Landesregierung hatte sich verpflichtet, den Flächenverbrauch kurzfristig auf 2,5 Hektar pro Tag zu reduzieren und bis 2035 auf Netto-Null zu bringen. Leider wurde dieses Ziel in den letzten Jahren verfehlt, da durchschnittlich zwischen fünf und sechs Hektar unbebauter Natur in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt wurden.

Trotz bereits ergriffener Maßnahmen, wie beispielsweise dem freiwilligen Bündnis zum Flächensparen, wird klar, dass diese nicht ausreichend sind, um das gewünschte Ziel wirksam umzusetzen. Daher haben sich mehr als 20 renommierte Organisationen aus den Bereichen Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft zusammengeschlossen, um den Volksantrag „Ländle leben lassen“ ins Leben zu rufen. Ziel dieses Antrags ist es, verbindliche Obergrenzen für den Flächenverbrauch festzulegen und diese durch gesetzliche Verankerung bindend zu machen, um eine nachhaltigere Nutzung von Flächen zu gewährleisten.

Der Umwelt- und Naturschutz findet in Baden-Württemberg Unterstützung durch namhafte Verbände wie den BUND Landesverband, den LNV, den LBV und den BLHV. Diese Organisationen haben das gemeinsame Ziel, die Umwelt zu schützen und die Naturvielfalt zu bewahren. Sie arbeiten daran, ökologische Probleme anzugehen, nachhaltige Lösungen zu finden und die Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zu fördern.

Für die Einreichung eines Volksantrags in Baden-Württemberg müssen wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger etwa 40.000 Unterschriften sammeln. Wird dieses Quorum innerhalb eines Jahres erreicht, ist der Landtag verpflichtet, den Volksantrag zu beraten und die Initiatoren anzuhören. Eine handschriftliche Unterzeichnung auf einem Papierformular ist erforderlich, da eine digitale Unterzeichnung nicht gestattet ist. Die Unterschriftenblätter können bei den Geschäftsstellen der Partnerorganisationen, auf Veranstaltungen, an vielen weiteren Sammelstellen oder online heruntergeladen werden. Die unterschriebenen Dokumente können anschließend entweder an die angegebene Sammeladresse geschickt oder in einer der über 70 Sammelstellen abgegeben werden.

Der Volksantrag „Ländle leben lassen“ hat in kurzer Zeit eine erhebliche Unterstützung erfahren, was auf die wachsende Sensibilisierung der Bevölkerung in Baden-Württemberg für den Flächenverbrauch hinweist. Innerhalb von nur zwei Monaten konnten beeindruckende 20.000 Unterschriften gesammelt werden, was das starke Engagement der Bündnismitglieder verdeutlicht. Die breite Unterstützung von verschiedenen Organisationen und Verbänden stärkt zusätzlich die Anliegen des Volksantrags.

Der Erhalt wertvoller Ackerflächen und Wiesen ist von zentraler Bedeutung für den Umweltschutz und die Nachhaltigkeit unserer Gesellschaft. Diese Flächen spielen eine wichtige Rolle bei der CO2-Speicherung, der Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und dem Schutz vor Erosion. Ihr Verlust würde zu einer weiteren Verschlechterung des Klimas und der Umweltqualität führen. Der Volksantrag zeigt, dass die Bevölkerung erkannt hat, dass Maßnahmen zum Schutz dieser Flächen dringend erforderlich sind, um eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten und eine breite Basis für den Naturschutz zu schaffen.

Die breite Zustimmung zum Volksantrag „Ländle leben lassen“ verdeutlicht den wachsenden Konsens unter den Menschen in Baden-Württemberg, dass der Flächenverbrauch kontrolliert werden muss, um die Landwirtschaft, die Umwelt und die Lebensqualität langfristig zu sichern. Es ist erfreulich zu sehen, dass der Volksantrag eine wichtige Debatte im Landtag auslösen könnte, die zu wirksamen Maßnahmen zum Schutz der Natur und zur Begrenzung des Flächenverbrauchs führt. Hoffentlich werden genügend Unterschriften gesammelt, um diese positiven Entwicklungen voranzutreiben und einen nachhaltigen Fortschritt zu erzielen.

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